Züchterisches Handwerk

Neben einer umfangreichen Dokumentation der züchterisch wichtigen Parameter wie z.B. der Gewichtsentwicklung in der Aufzuchtphase, dem Futterverbrauch, der Lichtsteuerung und später der Legeleistung ist der sogenannte Fingertest von großer Bedeutung für die Auswahl der Zuchttiere. Im folgenden Video ist er gut erklärt und einfach nachzumachen. Wir bitten darum, dieses Video nur mit Quellenangabe weiter zu verwenden, es ist urheberrechtlich geschützt.

Im folgenden noch einmal in schriftlicher Form die Aspekte, die bei diesem Test zu beachten sind. Der Text stammt von Ingmar Jaschok und ist ebenfalls urheberrechtlich geschützt.

Der Fingertest

Der Fingertest ist eine statistisch signifikante (also relevante), relative (also vergleichende) Möglichkeit, das Legepotenzial (für Eigewicht+Eizahl) eines Tieres im Vergleich zu den anderen Tieren einer Gruppe festzustellen.
In Kombination mit sorgfältig geführten Notizen zur Gesamtleistung hat man so also die Möglichkeit, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die besten Zuchttiere einer Gruppe herausfinden, um mit ihnen weiterzuarbeiten.
 
Hintergrund
Kennengelernt habe ich den Test, als ich für die
Ökologische Tierzucht Junghennen auf Zuchtfortschritte bonitiert habe. Wiederentdeckt habe ich ihn im Chicken Manual des “Livestock Conservancy” (Chapter 2), wo auch etwas zur Entstehungsgeschichte, zur statistischen Relevanz und auch zum Bewerten der beiden Messwerte (Spitze Brustbein-Legebein und Spanne zwischen den Legebein-Knochen) zueinander, steht. Ich kann jedem die drei Texte nur nochmal ans Herz legen, es ist das zusammengetragene Wissen der Züchter, die die amerikanischen Wirtschaftsrassen im 20. Jhd. erarbeitet haben. In Chapter 2 ist der Fingertest nur einer von mehreren Indikatoren, allerdings der wichtigste anatomische. Man misst im Grunde den Platz, der im Huhn für den Legeapparat anatomisch zur Verfügung steht.
 
Durchführung
Wichtig ist – wie bei allen Aufzeichnungen, die die Grundlage für Zuchtentscheidungen sind – Kontinuität. Ihr merkt es an Brittas und meinem Amüsement während des Videos: die Werte verändern sich, wenn man das Tier anders hält. Deswegen habe ich die richtige Haltetechnik mit ins Video integriert. Wollt ihr das Tier anders halten, braucht es auch da Kontinuität. Achtet bitte darauf, dass der untere Rücken frei hängt, also nicht aufliegt. Das führt dazu, dass sich das Tier „einrollt“ und sich die Werte verändern.
Das gleiche gilt für die messende Person: es sollte immer eine Person eine Gruppe bewerten. Über die Wiederholung kommt die Routine und man tut sich leichter mit Zahlen wie „2,3 Finger“ vs. „2,5 Finger“.
Eine gute Routine wäre, damit zu beginnen, die Jungtiere bspw. in der 12. Woche durchzuchecken. Dann kann man sich einen Überblick über die Hennen verschaffen und bei den Hähnen auch schon die ersten Entscheidungen treffen und die Gruppe für bspw. den Gentest verkleinern. Führt man die Tests bei jeder Generation fort, wird schnell ein Fortschritt erkennbar sein, wenn man das wichtigste Zuchtwerkzeug konsequent einsetzt: Selektion.
Wenige gute Zuchttiere sind besser als mehr mittelgute. Gleichzeitig geht aber genetische Diversität über Fortschritt, ist nicht jede Linie auf dem gleichen Stand, muss also jeweils linienintern selektiert werden, um die Diversität zu erhalten.
 
Einordnung
Wie auch die Erfassung der Legeleistung ist der Fingertest, nur auf den eigenen Bestand angewandt, wirklich aussagekräftig. Im Hobbybereich sind wir da in jedem Aspekt der Haltung zu unterschiedlich. Einzeleierfassungen können uns statistisch nur wenig mehr Sicherheit bieten, da sie auch nur eine Wahrscheinlichkeit geben, bei der uns die Meiose immer noch einen Strich durch die Rechnung machen kann. Und für Einzeleierfassungen zahlt man 8000 Euro pro Nest (Info von Frank Kötzel, der das “Triesdorfer Landhuhn” erarbeitet hat).
 
Zusammenfassung
Es ist ein gutes Werkzeug von mehreren.